Donnerstag, 31. August 2017

Zwischen Sparsamkeit und Einkaufswahn

Zu Beginn meiner Schwangerschaft verlautete ich Minimalismus. Mein Freund und ich waren, als wir den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielten, gerade drei Monate zuvor in eine größere Wohnung gezogen: anstelle eines Zimmers hatten wir nun zwei Zimmer, whoohoo!
Dadurch hatten wir einen Zugewinn von 20qm, zu zweit also genügend Raum, um es überschaubar zu haben, aber auch mit Möglichkeiten, sich gegebenenfalls aus dem Weg zu gehen.

Und auch mit den Neuigkeiten in puncto Nachwuchs blieb ich zuversichtlich, dass unsere räumliche Situation mehr als ausreichend sein sollte.
Auch wenn vor meinem inneren Auge bereits Spielzeug aus sämtlichen Kisten quoll, das Bett voll besetzt mit Kuscheltieren war und man über jede Menge Kleidung verteilt auf dem Boden stolperte. Also teilte ich meiner Familie und engsten Freunden mit: unserem Kind soll es an nichts mangeln, aber es soll auf keinen Fall dazu kommen, dass die Wohnung überladen und zugestellt wird.

Angefangen habe ich diesen Vorsatz mit einem Einkaufsverbot für Kuscheltiere und Bekleidung. Beim Thema Kuscheltier habe ich in meiner AuPair-Zeit die Erfahrung gemacht, dass sich jedes Kind aus den unerfindlichsten Gründen für ein Kuscheltier entscheidet, dass man ihm vielleicht nie geschenkt hätte. Und wenn die Liebe einmal zu einem besonderen Kuscheltier so groß ist, dass es nie aus den Augen gelassen wird, empfiehlt sich für Aufenthalte des Lieblingstieres in der Waschmaschine (und spätestens bei Verlust) gleich der geheime Zweitnachkauf. Das Thema Bekleidung verlagerte ich gleich auf einen Flohmarktbesuch, bei dem ich dann aber so richtig zuschlagen wollte. Denn wozu neue und teure Kleidung kaufen, wenn das Kind aus allem schnell rauswächst und obendrein am Tag mehrere Outfits verschleißt? Noch dazu, dass es ökologisch unterstützend ist, Kleidung neu aufzutragen und die produktionsbedingten Giftstoffe durch das mehrfache Waschen der Vorbesitzer bereits herausgefiltert wurden.

Auch beim Thema Einrichtung und Möbel stand für uns schnell fest, dass wir hier auf Gebrauchtes zurückgreifen würden. Nur die Matratze, soviel stand fest, kaufen wir neu.
Denn neben dem begrenzten Platz an Wohnraum haben wir auch nur einen begrenzten Geldbeutel.
Aber worauf ich mich am meisten als neugeborene Minimalistin freue ist, dass ein Baby vor allem Liebe und Nähe braucht und kein eigenes Zimmer mit unendlichen vielen Spielmöglichkeiten. Und auch, wenn er dann alt genug ist und sicherlich ein eigenes Zimmer bekommt mit den Spielsachen, die er möchte, dann hoffe ich, dass sich der Minimalismus durchzieht. Ich bin der Überzeugung, dass Kinder mehr von weniger haben wenn es ums Materielle geht. Sie lernen zu schätzen, was sie haben und wie wichtig teilen ist. Und die mediale Überforderung soll sich nicht auch noch in der Spielzeugkiste fortsetzen. Zumindest so der Plan ;)

Wie ihr gelesen habt, es war gerade Halbzeit und was soll ich sagen?! Wir haben bereits jetzt eine Schublade voller Babyklamotten - natürlich neu und nicht gebraucht. Und der größte Übeltäter, der sich nicht daran gehalten hatte wenig bis gar nichts zu kaufen, war ich selbst.
Und schon als wir erfuhren, dass wir einen Jungen bekommen, war ich so voller Vorfreude, dass ich in einem regelerechten Einkaufswahn, man könnte auch von einem Rausch sprechen, eine ellenlange Liste an Babysachen bestellte. Mein Minimalismus erinnerte mich aber daran, über die Hälfte wieder zurückzusenden. Was auch ganz gut war, denn wie gesagt, eine Schublade ist bereits trotz Rücksendeaktion mit Stramplern, Pullis und Söckchen gefüllt. Denn ich möchte ja nur das Beste für meinen Kleinen ;)




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