Sonntag, 6. August 2017

Rosa oder Blau?

Seit wenigen Tagen wissen wir, ob mein Bauchbewohner ein Junge oder ein Mädchen wird. Und weil wir so sind, wie wir sind, haben wir unsere ursprünglichen Pläne, das Geschlecht des Nachwuchs bei einer Babyparty bekannt zu geben, über Bord geworfen und einfach allen erzählt, die gefragt haben, dass wir einen Jungen bekommen.

Doch die Reaktionen darauf waren so gemischt, in sämtliche Richtungen, dass ich mir nun die Frage stelle, welche Rolle das Geschlecht spielt und die Wünsche und Hoffnungen, die sich daran knüpfen.

Bei einer Untersuchung vor wenigen Wochen wollte der Arzt noch keine Aussage über das Geschlecht treffen. Im Nachhinein erzählte mir eine Freundin, dass es Bekannten ähnlich erging und ihnen das Geschlecht nicht verraten wurde aus Angst, sie könnten das Kind noch abtreiben, falls es nicht das Wunschgeschlecht werden würde.
Da fing ich schon an zu überlegen, in welcher Welt wir eigentlich leben. Denn scheinbar gibt es Paare, die sich wirklich deswegen für eine Abtreibung entscheiden. Nun gut, das muss jedem selbst überlassen sein, aber ich finde es einfach untragbar.

Auch die Reaktionen darauf, dass wir bald einen Sohn haben, machten mich nachdenklich. Von "na ja, es gibt ja immerhin auch schöne Jungskleidung"bis hin zu "sauber, einen Stammhalter" mussten wir uns so einiges anhören. Dennoch bereuen wir nicht, es jetzt schon verraten zu haben.
Aber warum spielt das in der heutigen Zeit noch eine so große Rolle?

Ich habe Verständnis dafür, dass man sich ein bestimmtes Geschlecht wünscht, vor allem, wenn man vielleicht schon zwei Mädchen hat und gern noch einen Jungen hätte. Ich verstehe jedoch nicht, warum man bei etwas, dass man so wenig beeinflussen kann wie das Wetter, so viele Hoffnungen und Enttäuschungen erleben will. Statt einfach nur darauf zu vertrauen, dass das Universum einem das mit auf den Weg gibt, was es braucht.

Ich gebe zu, auch ich bin in der ersten Nacht, nach dem wir von unserem Sohn wussten, um drei Uhr aufgeschreckt und konnte nicht mehr einschlafen. In meinem Kopf kreisten die Gedanken, wie ich es schaffen sollte, einen Jungen groß zu ziehen - ich weiß doch gar nichts über Jungs.. Wie sollte ich es schaffen, dass er sich nicht immer prügeln wird, nichts Verbotenes anstellt und überhaupt so wird, dass er ein Mann wird, der Frauen oder auch Männer nein guter Partner wird.
Das Gute ist ja, dass nicht von heute auf morgen ein Teenager vor mir steht und ich alle Lösungen aus dem Ärmel schütteln muss.. Ich werde hoffentlich genügend Gelegenheiten haben, ihm jeden Tag etwas mit auf seinen Weg zu geben, damit er zu der wunderbaren Persönlichkeit wird, die ich jetzt schon jeden Tag spüren darf.

Eine sehr sehr gute Freundin reagierte so, wie wir es uns wünschten: sie freut sich darauf, unseren Sohn nächstes Jahr kennenzulernen. Und das tun wir auch... ;)

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